Warum es so wertvoll ist in der Natur und mit Pferden arbeiten...
liegt daran, dass es uns oft leichter fällt in der Natur oder im Kontakt mit Tieren zu uns zu finden. Egal welches Thema uns gerade umtreibt oder welche Entscheidung gerade ansteht - unser Körper kennt die Lösung, die jetzt gerade für uns gut ist. Er liegt nie falsch. Er reagiert ganz spontan und sofort auf Reize um und in uns. Wir haben nur manchmal verlernt auf ihn zu hören, ihn zu verstehen oder mit ihm in Kontakt zu treten.
Nehmen wir ein Beispiel: Ulrike kann sich nicht entscheiden, ob sie jetzt, nach ihrem Studium, lieber in der Stadt oder ein weniger außerhalb auf dem Land leben möchte. Es hat beides so viele Vorteile. In der Stadt möchte sie nicht weit weg von ihrem Büro wohnen, sie liebt es in Cafés zu sitzen, an interessanten Veranstaltungen teilzunehmen und nicht weit fahren zu müssen, sich abends noch mit Kolleg:innen um die Ecke zu treffen und viele neue Eindrücke zu sammeln. Sie mag es aber auch in der Natur zu sein. Ruhe zu haben, wenn sie nach Hause kommt. Das Fenster aufzumachen und frische Luft zu atmen und eine schöne Aussicht zu genießen. Ihre Oma hat ein Haus auf dem Land und sie hat sich dort immer so wohl gefühlt. So hat sie Pro und Kontra Listen erstellt und trotzdem kann sie sich nicht richtig entscheiden.
Bei einem Coaching in der Natur in einem kleinen Waldstück, startet die Session damit, dass sie erstmal einfach nur "da sein" soll. Sie schaut sich um, was sie alles sieht. Von Details bis zur Aussicht. Sie achtet darauf, was sie riecht, was sie schmeckt und wie sich der Boden unter ihren Füssen anfühlt. Sie merkt, wie sie von Minute zu Minute ruhiger wird und es total genießen kann. Ihr Kopf denkt noch mit und sagt ihr sofort, dass das ja wohl ganz klar jetzt schon eine Entscheidung für das Land ist. Ihr Coach bittet sie trotzdem erstmal einfach alle Gedanken bei Seite zu lassen und weiter einfach ganz in diesem Moment zu sein.
Ein wenig später bittet sie der Coach sich ganz in Ruhe umzuschauen und sich inspirieren zu lassen, ob sie für die Stadt und das Land je einen Gegenstand sieht, der sie anspricht. Sie schlendert weiter durch das Waldstück und es dauert nicht lange, bis sie mit einer Blume für das Land und einem Tannenzapfen für die Stadt zurückkommt.
Nachdem sie darüber gesprochen haben, was sie an den jeweiligen Gegenständen angesprochen hat, bittet sie der Coach ein Gegenstand erst einmal wegzulegen und den anderen in der Hand zu behalten.
Sie entscheidet sich für den Tannenzapfen. Sie spürt in sich hinein, wie es auf sie wirkt, diesen Tannenzapfen in der Hand zu haben. Sie nimmt wahr, was in ihrem Körper passiert, wenn darauf achtet, was sich an ihrer Körperhaltung verändert. Es fühlt sich gut an, sie hat das Gefühl größer zu sein, sie will irgendwie sofort loslaufen und spürt Freude in sich. Sie sieht richtig stolz aus.
Als sie die Blume in der Hand hat, wird sie sofort ganz ruhig. Sie lächelt. Ihr wird warm ums Herz. Sie fängt an ein wenig hin und her zu wiegen.
Beim Abschlussgespräch auf einer kleinen Lichtung sagt Ulrike, dass sie echt erstaunt ist. Beides hat sich gut angefühlt, und es war ganz klar, dass sie jetzt lieber in die Stadt geht. Den Tannenzapfen in der Hand zu haben hat so viel Energie in ihr losgelöst und das Groß-Sein hat sich so richtig angefühlt, dass es jetzt ganz klar ist. Sie will unbedingt so schnell wie möglich ihre Oma nochmal auf dem Land besuchen fahren und sagt, dass ein Park in der Nähe ihrer Wohnung toll wäre. Ob sie später nochmal aufs Land zieht, weiß sie noch nicht, aber das ist für jetzt auch ok so.
Was ist also passiert? Ulrike hat die Lösung schon in sich getragen. Sie mag beide Möglichkeiten und beides ist ihr wichtig. Die Möglichkeit mit Achtsamkeit auf ihren Körper zu hören, hat ihr aber ganz genau und intuitiv "dieses stimmige Gefühl" vermittelt, das sie gar nicht mehr hat zweifeln lassen, was denn nun die für sie richtige Entscheidung ist.
Wir sind in unserem Alltag mit so vielen Dingen und Informationen konfrontiert - übers Handy, Internet, Nachrichtenchats, Termine, Verpflichtungen ... - so dass es herausfordernd sein kann, neben diesen Gehirnleistungen, auch noch in unseren Körper zu spüren oder wahrzunehmen, wie wir uns denn jetzt eigentlich fühlen. Und wir tendieren zudem dazu eine rationale Lösungen finden zu wollen, es "muss" ja schließlich logisch zu erklären sein. Und alles hat seine Berechtigung und ist wertvoll. Aber eben nicht nur das. Wir haben außer unserem Kopf (rationales Denken) auch noch unser Herz (unsere Gefühle) und unseren Bauch/Körper (unsere Körperempfindungen). Und wenn wir es schaffen, zwischen diesen Polen eine Balance zu finden, dann fühlen wir uns ganz und sicher.
In der Natur zu sein ist wie ein Schlüssel zu den Polen Herz und Bauch. Dadurch, dass wir uns auf unsere Sinne konzentrieren, mehr hören, spüren, tasten, riechen - stärken wir automatische den Kontakt zu uns selbst. Die Antworten, die wir manchmal mit unserem Kopf angestrengt suchen, sind dann auf einmal automatisch da.
Der Kontakt zu Pferden kann in uns ganz Ähnliches hervorrufen. Pferde kommunizieren offen und wertfrei, sie sind ehrlich und authentisch und sind "einfach da" und zeigen uns das in ihrem ganzen Wesen. Sie nehmen uns an, wie wir sind, indem sie auch uns einfach da sein lassen. Wenn wir sie beobachten oder auch nur ihre Präsenz spüren, dann kann uns dies öffnen und uns den Zugang zu unserem Herz und unserem Bauch erleichtern.